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Die Digitalisierung hat in den ersten zwei Dekaden des 21. Jahrhunderts bereits weitreichende Folgen für den Arbeitsmarkt mit sich gebracht. Dieser Wandel wird sich in Zukunft noch beschleunigen und Kompetenzanforderungen werden stetig neu gedacht und vermittelt werden müssen. Daraus ergeben sich in Folge zahlreiche Fragen, die alle Bereiche der Gesellschaft betreffen:

  1. Was sind aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt?
  2. Welche Future Skills werden für Arbeitnehmer:innen relevant sein?
  3. Welche Sektoren und Berufe sind besonders vom Wandel betroffen?
  4. Wie kann Weiterbildung diesen Bedarf gezielt decken?

Zu genau diesen Themen haben zwei prominente Vertreter im Bereich der Innovation und Arbeitsmarktentwicklung bei der Online Event-Reihe Klett Professional Future Skills referiert. Die zentralen Erkenntnisse und Implikationen für den Bildungssektor wollen wir Ihnen im Folgenden präsentieren.


Prof. Dr. Sascha Friesike

Direktor des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft

Prof. Dr. Sascha Friesike ist sowohl als Professor im Masterstudiengang Leadership in digitaler Innovation an der Universität der Künste Berlin als auch als Direktor des Weizenbaum-Instituts in seinem Arbeitsalltag permanent mit Fragestellungen zu digitaler Transformation und Future Skills konfrontiert.  

Dr. Mathias Winde

Leiter des Aktionsfelds Wissenschaft beim Stifterverband

Dr. Mathias Winde ist als Leiter des Aktionsfelds Wissenschaft beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. tätig und hat gemeinsam mit McKinsey das Diskussionspapier „Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen“ veröffentlicht, das regelmäßig mit neuen Zahlen aktualisiert wird.


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Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung

Wo früher noch Belege manuell sortiert wurden oder Konditoren von Hand erlesenes Süßgebäck schufen, hat die Automatisierung schon seit einer Weile Einzug in unsere Lebensrealität erhalten. Als zentrales Element sind dabei häufig Routinearbeiten betroffen, die von Maschinen und/oder Algorithmen übernommen werden.

Wussten Sie schon?

☝ Bereits 50% der Tätigkeiten können heute zumindest teilweise automatisiert werden

☝ 10% der Berufe werden bis 2030 komplett verschwinden

Quelle: Stifterverband/McKinsey 2021

Diese Trends werden noch beschleunigt werden, weshalb 30% der heutigen Arbeitnehmer:innen bis 2030 einen neuen Beruf oder eine signifikante Erweiterung ihrer Skills benötigen. Dies betrifft ausdrücklich nicht nur manuelle Tätigkeiten, sondern zum Beispiel auch Aufgaben in akademischen Bereichen. Im Vergleich zu 2016 wird in 2030 vor allem ein starker Zuwachs in zwei Kompetenzbereichen zu verzeichnen sein: Die technischen Skills (41%) sowie die sozialen und emotionalen Skills (23%). Dies sind zwar keine unbekannten Variablen, allerdings werden sie immer mehr die Anforderungsprofile von Arbeitnehmer:innen bestimmen. Ein Rückgang ist gleichermaßen vor allem bei körperlichen und manuellen Skills (-19%) sowie bei grundlegenden kognitiven Skills (-18%) zu beobachten.

Workforce Transformation gegen den Fachkräftemangel


Folgerichtig sieht Prof. Dr. Sascha Friesike die Gesellschaft an einer T-Kreuzung. Auf der linken Seite kommt es durch die Automatisierung und Digitalisierung bedingt zu einer Vereinfachung von Tätigkeiten, die vom Endkunden direkt übernommen werden können (z. B. Self-Checkout im Supermarkt oder eigenständiges Aufbauen von Ikea-Regalen).

Gleichwohl wird auf der rechten Abbiegespur immer mehr Spezialisierung für komplexe Aufgaben benötigt, die automatisierte Prozesse kontrolliert und mit einer profunden Systemkenntnis Fehler beheben kann (z. B. Berater:in beim Self-Checkout im Supermarkt). Somit zeigt sich eine Entwicklung hin zu mehr Spezialisierung, die vor allem durch eine entsprechende Aus- und Weiterbildung erreicht werden kann.

Was sind die Future Skills und Vorteile der Digitalisierung?

 

Dr. Winde hat auf Basis dieser Entwicklung hin zur Spezialisierung eine Reihe an konkreten Future Skills definiert, die beim erfolgreichen Meistern der digitalen Transformation notwendig sein werden.

Bei den Future Skills wird unterschieden zwischen

  • technologischen Kompetenzen,
  • digitalen Kompetenzen,  
  • klassischen Kompetenzen sowie
  • transformativen Kompetenzen.

 

Schlüsselkompetenzen für die digitale Transformation

Während klassische Kompetenzen wie beispielsweise Kreativität, Lösungsfähigkeit und Resilienz weiterhin relevant bleiben werden, kommen neue Kompetenzen zur Bewältigung des transformativen Prozesses hinzu. Hierzu gehören unter anderem Urteilsfähigkeit, Innovationskompetenz oder Veränderungskompetenz bei der Strategieentwicklung. Hinzu kommen für alle Mitarbeiter:innen digitale Schlüsselkompetenzen wie z. B. Digital Literacy, Agiles Arbeiten oder digitale Kollaboration. An der Spitze der Pyramide in Abb. 1 richten sich technologische Kompetenzen vor allem an Spezialisten, von denen u.a. entsprechende Skills zu Data Analytics & KI, Softwareentwicklung oder Quantencomputing immer mehr benötigt werden.


Die Workforce Transformation beginnt schon jetzt

Die Aneignung und Vermittlung der genannten Future Skills bringt für alle Beteiligten große Vorteile.

Zivilgesellschaft/Politik Arbeitnehmer:innen Arbeitgeber:innen

✓ Gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation

Übernahme von Verantwortung durch Kompetenzen

✓ Aneignung beruflicher Kompetenzen für heute und die Zukunft

Berufliche Absicherung und Stabilität mit Perspektive

✓ Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit (digitale Geschäftsmodelle)

 Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung

 

Zurzeit scheinen die strukturellen Anreize für Weiterbildung und Umschulung noch nicht groß genug zu sein. Arbeitnehmer:innen sind aufgrund von Fachkräftemangel in manchen Branchen vergleichsweise sicher in ihren Positionen. Arbeitgeber:innen sehen oftmals gleichermaßen noch keinen Bedarf und wollen bzw. können Arbeitnehmer:innen nicht einfach freistellen.

Digitale Transformation in Unternehmen durch Weiterbildung

Prof. Dr. Sascha Friesike hebt aus diesem Grund die Dringlichkeit zur Schaffung eines festen Fundaments hervor. Analog zur Pyramide der Future Skills (Abb. 1) bedarf es dann zusätzlich einer Vermittlung von technologischen Kompetenzen. Diese doppelte Verantwortung gilt sowohl für Anbieter von Weiterbildungen als auch für Arbeitnehmer:innen, die Weiterbildungen zum Reskilling oder Upskilling belegen.

Aus Perspektive der Arbeitgeber:innen sind für die nächsten Jahre die folgenden Aspekte elementar, um die digitale Transformation zu meistern:

1. Strategisches (Um-)Denken in Richtung Zukunftsperspektive
2. Qualifizierung von bestehenden Arbeitskräften mit Future Skills
3. Rekrutierung von neuen Fachkräften mit Future Skills

Es wird damit deutlich, dass die Implementierung von Future Skills eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Politik, Förderträger, Bildungsträger sowie Arbeitgeber:innen und auch Arbeitnehmer:innen sollten gemeinsam zukunftsweisende Strategien erarbeiten, um so als Hauptziel die "Workforce Transformation" der Beschäftigten in Deutschland zu meistern.

Der Weg zur erfolgreichen Workforce Transformation

Hauptziel:                            Workforce Transformation der Beschäftigten in Deutschland

Für Arbeitgeber:innen:        Bedarfe ermitteln und Mitarbeiter:innen qualifizieren

Für Arbeitnehmer:innen:     Weiterbildung als Chance auffassen

Für Politik/Förderträger:     Angebote zu Future Skills ausbauen und fördern

Die Vorträge von Dr. Winde und Prof. Dr. Friesike im Detail


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