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Wie zugewanderte Arbeitskräfte Unternehmen stärken

Der Mangel an qualifizierten Fachkräften zählt aktuell zu den größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Besonders in Branchen wie Pflege, Handwerk, Industrie oder Logistik fehlen Menschen mit der richtigen Ausbildung und Berufserfahrung. Gleichzeitig leben Millionen zugewanderte Menschen in Deutschland, von denen viele über vielfältige Kompetenzen verfügen. Laut Mikrozensus hatten im Jahr 2023 rund 29,7 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund – das entspricht etwa 24,9 Millionen Menschen. Ein signifikanter Anteil dieser Menschen ist im erwerbsfähigen Alter.

Die Integration dieser Arbeitskräfte bietet eine große Chance für Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen. Voraussetzung dafür ist jedoch ein bewusster, strategischer Umgang mit Hürden und Möglichkeiten. Weiterbildung und Qualifizierung spielen dabei eine zentrale Rolle.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Welche Branchen besonders von zugewanderten Arbeitskräften profitieren
  • Welche Herausforderungen zugewanderte Arbeitskräfte und Unternehmen beim Berufseinstieg erleben
  • Welche Chancen und Potenziale Mitarbeitende mit Migrationshintergrund mitbringen
  • Welche Erfolgsfaktoren die Integration durch Weiterbildung fördern und welche Fördermöglichkeiten es für Unternehmen dabei gibt
  • Wie Unternehmen gezielt handeln können, um Vielfalt erfolgreich zu gestalten

Zugewanderte Fachkräfte: Rückgrat des deutschen Arbeitsmarkts

Fast 30 % der Bevölkerung in Deutschland – rund 24,9 Millionen Menschen – haben einen Migrationshintergrund. Ein Großteil von ihnen arbeitet in Branchen wie Reinigung (60 %), Gastgewerbe (40 %), Pflege (30 %) und Industrie (31 % in der Kfz-Produktion). Seit 2023 wird der Beschäftigungszuwachs nahezu ausschließlich von ausländischen Fachkräften getragen, vor allem in technischen, Bau- und Pflegeberufen. 

Darin steckt enormes Potenzial: Unternehmen können gezielt ansetzen, diese Menschen durch Sprachförderung, Qualifizierungsangebote – etwa über das Qualifizierungschancengesetz – und faire Aufstiegschancen stärker einzubinden und so nicht nur dem Fachkräftemangel begegnen, sondern auch Vielfalt und Innovationskraft fördern.


Herausforderungen im Integrationsprozess

Zugewanderte Arbeitskräfte sehen sich beim Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt oft mit strukturellen Barrieren konfrontiert. Viele verfügen zwar über eine Ausbildung oder Berufserfahrung, doch diese wird nicht immer anerkannt. Die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen sind komplex, langwierig und für Arbeitgebende wie -nehmende schwer zu durchschauen. Nichtsdestotrotz ist die Anzahl der positiv beschiedenen Anerkennungsverfahren im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 25 % gestiegen, von 52 300 auf 65 300.

Hinzu kommen sprachliche Hürden: Ohne ausreichende Deutschkenntnisse ist eine erfolgreiche Kommunikation im Berufsalltag kaum möglich – nicht nur in Bezug auf Fachsprache, sondern auch auf kulturelle Feinheiten, Sicherheitsvorgaben oder Kundenkontakt. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt: Gute Deutschkenntnisse erhöhen die Erwerbstätigkeitschancen signifikant und sind ein entscheidender Faktor im Einstellungsverfahren.

Auch Unternehmen stehen vor Herausforderungen. Fehlende Erfahrung im Umgang mit kultureller Vielfalt, Unsicherheit im Umgang mit rechtlichen Regelungen oder mangelndes Wissen über Fördermöglichkeiten können dazu führen, dass das Thema Integration nur halbherzig angegangen wird. Dabei wird häufig unterschätzt, wie stark ein gezielter Integrationsprozess zur Bindung und Motivation neuer Mitarbeitender beitragen kann.


Potenziale und Chancen für Unternehmen

Wer über kulturelle Vielfalt spricht, sollte nicht nur über Herausforderungen sprechen, sondern auch über die enormen Potenziale: Zu den größten Stärken vieler zugewanderter Arbeitskräfte zählen ihre Mehrsprachigkeit, hohe Anpassungsfähigkeit und interkulturelle Kompetenz. Sie bringen neue Perspektiven ein, hinterfragen etablierte Prozesse und sind oft sehr lernbereit.

Vielfalt am Arbeitsplatz ist längst kein Thema mehr, das ausschließlich große Konzerne betrifft. Auch kleine und mittelständische Unternehmen erkennen zunehmend die Vorteile einer diversen Belegschaft. Laut einer Umfrage von StepStone bevorzugen 77 % der Befragten Arbeitgeber, die sich aktiv für Diversität einsetzen, und 78 % möchten in einem Umfeld arbeiten, das von Offenheit und Vielfalt geprägt ist. Besonders Branchen wie IT, Medien, Gastronomie und soziale Dienstleistungen zeigen sich offen für vielfältige Teams. 


Erfolgsfaktoren für gelungene Integration

Damit Integration gelingt, müssen Unternehmen aktiv werden. Verschiedene Faktoren haben sich dabei als besonders wirksam erwiesen:

1. Berufliche Qualifizierung und Weiterbildung

Zugewanderte Menschen verfügen oft über praktische Kompetenzen, denen es an formaler Anerkennung fehlt. Hier setzen gezielte Qualifizierungen an: Sie schließen Bildungslücken, aktualisieren Fachwissen oder helfen bei der Nachqualifizierung. Flexible Angebote, die sich individuell in den Arbeitsalltag integrieren lassen, haben sich dabei besonders bewährt.

Gerade für zugewanderte Fachkräfte bietet Fernlernen zahlreiche Vorteile. Viele von ihnen müssen berufliche Weiterbildung mit familiären Verpflichtungen oder unregelmäßigen Arbeitszeiten in Einklang bringen. Digitale Lernformate ermöglichen es, orts- und zeitunabhängig zu lernen – ob abends nach der Arbeit, am Wochenende oder in individuell passenden Etappen.

Zudem kann Fernlernen sprachlich und methodisch flexibel gestaltet werden. Inhalte lassen individuell bearbeiten, Wiederholungen sind jederzeit möglich, und interaktive Formate wie Videos oder Quizze erleichtern das Verständnis. Die Kombination aus Selbstlernphasen und digitalem Austausch fördert Eigenverantwortung und Lernerfolg – unabhängig vom individuellen Bildungsweg.

Gerade für Menschen, die beruflich stark eingespannt sind oder Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, ist flexibles Lernen entscheidend. Unsere KI-basierte Lernhilfe unterstützt dabei – rund um die Uhr, auch am Wochenende. Sie beantwortet Fragen sofort, erklärt Fachinhalte in einfacher Sprache, gibt direktes Feedback und hilft bei Verständnisproblemen – auch mehrsprachig (z. B. Ukrainisch, Russisch oder Türkisch).
Das bedeutet: mehr Sicherheit beim Lernen, schnellere Fortschritte und eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit – besonders in geförderten Weiterbildungsprogrammen, bei denen eigenverantwortliches Lernen gefragt ist.


So gelingt Weiterbildung auch dann, wenn die Voraussetzungen unterschiedlich sind – und Integration wird nachhaltig gefördert.

2. Fördermöglichkeiten für Unternehmen

Ein entscheidender Hebel zur Förderung solcher Qualifizierungen ist das Qualifizierungschancengesetz (QCG). Es unterstützt Unternehmen dabei, ihre Beschäftigten gezielt weiterzubilden – unabhängig von Alter, Vorbildung oder Betriebsgröße. Besonders für zugewanderte Fachkräfte, deren berufliche Abschlüsse in Deutschland (noch) nicht anerkannt sind, bietet das QCG eine hervorragende Möglichkeit, fehlende Qualifikationen systematisch aufzubauen.

Der Clou für Unternehmen: Weiterbildungen, die mindestens 120 Stunden umfassen, können – je nach Unternehmensgröße – mit bis zu 100 % der Kurskosten und bis zu 75 % des Lohns staatlich gefördert werden. Das senkt nicht nur die Investitionshürde, sondern schafft echte Entwicklungsperspektiven – gerade für Mitarbeitende, die durch Herkunft, Sprache oder Biografie bislang benachteiligt waren.

Mehr zum QCG

3. Interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung

Auch im Unternehmen selbst braucht es Offenheit. Führungskräfte und Teams profitieren von Schulungen zu interkultureller Kommunikation, unbewussten Vorurteilen oder inklusiver Führung. Diese Angebote fördern nicht nur ein besseres Miteinander, sondern steigern auch das Vertrauen und die Teamleistung.


Modern, vielfältig, zukunftsfähig

Die Arbeitswelt wird internationaler – und vielfältiger. Zugewanderte Arbeitskräfte sind längst keine Randgruppe mehr, sondern ein zentraler Baustein für die Fachkräftesicherung in Deutschland. Wer dieses Potenzial erkennt und aktiv gestaltet, stellt die Weichen für eine moderne, resiliente und innovative Unternehmenskultur.

Integration ist kein Selbstläufer – sie braucht klare Strategien, gezielte Förderung und das Bekenntnis zu echter Vielfalt. Weiterbildung ist dabei nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein zentrales Werkzeug zur Befähigung und Teilhabe – unterstützt durch gezielte Förderprogramme wie das Qualifizierungschancengesetz.

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